Historisches Foto; eine Gruppe von Männern mit Schaufeln und anderem Werkzeug steht vor einer Felswand in einem Steinbruch auf Schienen und schaut in die Kamera

Steinbrucharbeit

Um 1900 war die Arbeit im Steinbruch gefährliche Schwerstarbeit. Steinbrocken wurden einzeln gesprengt, das Gestein mit dem Hammer zerkleinert und die Brocken von Hand in Kipploren verladen.

Zementexport

Die Lage am Rhein machte das Zementwerk Weisenau zu einem idealen Exportstandort. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde ein Großteil der Produktion nach Übersee verschifft.

Losezement

Papiersäcke waren knapp im Zweiten Weltkrieg. Aus der Not heraus entwickelte sich der Transport von Losezement – zunächst auf offenen Ladeflächen, später in Silofahrzeugen, die die Baustellen direkt anfuhren.

Die Geschichte des Zementwerks Mainz-Weisenau

Mainz - Keimzelle der deutschen Portland-Zementindustrie

Das Umland von Mainz bildet mit seinen Kalkvorkommen eine der Keimzellen der deutschen Portland-Zementindustrie. Mit der Industrialisierung und insbesondere dem Eisenbahnbau kam in Weisenau der Abbau von Kalkstein in größerem Umfang in Gang. Für den Bau der Bahnstrecke von Mainz nach Worms erhielt der Bauunternehmer Christian Lothary einen größeren Teilauftrag im Abschnitt Weisenau. Der Bahnbau beschäftigte Lotharys Unternehmen mehrere Jahre und führte ihn immer wieder zum Kalksteinabbau. Um 1849/50 erwarb er südlich des Dorfes Weisenau Steinbruchgelände und errichtete dort zwei Kalköfen. Mit dem Abraum schüttete er das angrenzende Gelände zum Rhein an und schuf mit der Zeit ein hochwasserfreies, industriell nutzbares Areal. Lothary betrieb zeitweise mehrere Unternehmen, bevor er schließlich eine Ziegelei errichtete, um günstiges Baumaterial für sein Baugeschäft herstellen zu können.

1864: Die erste Portland-Zementfabrik in Mainz-Weisenau wird errichtet

Zur gleichen Zeit arbeitete Carl Brentano im benachbarten Hattenheim mit Unterstützung von Wilhelm Gustav Dyckerhoff an der Herstellung von Portlandzement. Die Anlagen erwiesen sich aber als zu klein, so dass er 1863 in Amöneburg ein neues Werk errichtete. Dort kam zum ersten Mal der Ringofen in der Zementindustrie zum Einsatz. Die damit verbundenen technischen Schwierigkeiten führten schließlich zur Trennung von Dyckerhoff. Daraufhin trat Brentano an Christian Lothary heran und errichtete als Teilhaber mit diesem 1864 eine neue Portlandzementfabrik in Weisenau.

Nach dem frühen Tod von Lothary 1868 führte dessen Frau mit ihrem damals erst zwanzigjährigen Sohn die Firma unter gleichem Namen weiter. Brentano leitete die Ziegel- und Zementproduktion mit 200 Arbeitern und übernahm ab 1875 auch die Leitung des Baugeschäfts.

1887: Verkauf an die Mannheimer Portland-Cementfabrik

1881 wurde das Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt und die Geschäftsanteile neu aufgeteilt. Brentano verließ das Unternehmen. An seine Stelle trat Jakob Junker, der zuvor in den Diensten von Dyckerhoff stand. Er baute die Zementproduktion aus und legte die Ziegelei still. Da die Erbengemeinschaft die Mittel für weitere Investitionen nicht aufbringen konnte, wurde die Fabrik 1887 an die Mannheimer Portland-Cementfabrik verkauft. Nachdem 1899 ein Großbrand unter anderem den Ringofen zerstörte, wurde das Werk umgebaut und modernisiert.

Ab dem Jahr 1901 sank der Zementabsatz bei allgemein steigenden Produktionsmengen. Es kam zu einem starken Preissturz. In der Folge fusionierte die Portland-Cementfabrik Mannheim mit den Portland-Cement-Werken Heidelberg. Gemeinsam investierte man in den Ausbau der Werke. Die verkehrsgünstige Lage am Rhein sicherte dem Werk einen hohen Exportanteil.

Weltkriege und Nationalsozialismus prägten das Werk

Mit dem Ersten Weltkrieg änderte sich die Situation schlagartig. Nur durch die Übernahme der Versandkontingente der stillgelegten Werke Budenheim, Ingelheim und Offenbach konnte der Betrieb in Weisenau aufrechterhalten werden. Die schlechte Kohle- und Materialversorgung bestimmte auch die Produktion in der Nachkriegszeit. Zwar konnte der Betrieb rationalisiert werden; 1930 musste er aber infolge der allgemeinen wirtschaftlichen Lage eingestellt werden.

Im Nationalsozialismus erhielt das Werk mehrfach den Titel „Nationalsozialsistischer Musterbetrieb“. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges litt das Werk jedoch mehr und mehr an Arbeitskräftemangel. Daher wurden zahlreiche Zwangsarbeiter in einem SS-Lager auf dem Werksgelände untergebracht. In den Steinbruchstollen produzierte ein Rüstungsbetrieb Teile für die V2-Rakete, was zu zahlreichen Bombenangriffen führte, die auch im Werk großen Schaden anrichteten.

Das neue Klinkerwerk wird zum Mahlwerk

Mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg baute man auch die Kapazitäten aus. Weil das Werk jedoch sehr leicht mit Klinker aus anderen Werken beliefert werden konnte, trieb man den Ausbau nicht bis zuletzt voran. 1966 ging ein neues Klinkerwerk im abgebauten Steinbruch in Betrieb, das drei Jahre später um einen zweiten Wärmetauscher-Ofen erweitert wurde. Nach der Ölpreiskrise erlebte das Werk erhebliche konjunkturelle Schwankungen. Nach einer zehnjährigen allgemeinen wirtschaftlichen Talfahrt in der Baubranche ab 1995 wurde das Klinkerwerk stillgelegt und der Standort fortan als Mahlwerk betrieben.

Der Heidelberger Portländer Beiträge zur Unternehmensgeschichte und Unternehmenskultur, H. 10

Die Geschichte des Zementwerks Mainz-Weisenau
Von Lothary zum Mannheimer und Heidelberger Zweigwerk

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Broschüre: 150 Jahre Zementwerk Mainz