Eldorado der Zementindustrie
In den Jahren 1871 und 1872 wurden in Blaubeuren drei neue Zementwerke gebaut.
Handpackerei
Bis Mitte der 1920er-Jahre war die Zementpackerei noch als Handarbeit verbreitet. Mit dem Aufkommen der Papiersäcke war dies vorbei.
Stuttgarter Cementfabrik Schelklingen, 1927
Werksausbau und Modernisierung
Nach dem Ersten Weltkrieg stiegen Lohn- und Materialkosten überproportional. Die Zementindustrie reagierte durch Rationalisierung und Automatisierung.
Geschichte des Zementwerks Schelklingen
Gründung des Stuttgarter Immobilien- und Baugeschäfts
Das Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 beflügelte die Wirtschaft des neu gegründeten Deutschen Kaiserreichs. Insbesondere die württembergische Landeshauptstadt Stuttgart wuchs zu jener Zeit überdurchschnittlich. Der Aufschwung in der Bauwirtschaft lockte auch private Investoren, wie den erfolgreichen und bekannten Stuttgarter Verleger Georg Eduard von Hallberger. Zusammen mit verschiedenen Bankhäusern gründete er am 1. Dezember 1871 die Aktiengesellschaft „Stuttgarter Immobilien- und Baugeschäft“. Ziel des Unternehmens war es Grundstücke zu erwerben und darauf schlüsselfertige Häuser zu bauen. Das Baumaterial dafür sollte preisgünstig selbst produziert werden.
Zementpionier in Württemberg
Dazu erwarb das Unternehmen bestehende Ziegelwerke in Stuttgart und baute sie zu Maschinenziegeleien aus und übernahm so bald eine Führungsposition in der Branche.
Ebenso stieg das Immobilien- und Baugeschäft in die noch junge Zementindustrie ein. Im Jahr 1872 errichtete das Unternehmen eine Zementfabrik in Blaubeuren, die schon 1874 als eine der ersten in Württemberg, Portlandzement im Trockenverfahren herstellen konnte.
Vom Stuttgarter Immobilien- und Baugeschäft zu HeidelbergCement
Auf der Gemarkung Blaubeuren gab es drei Zementhersteller, Schwenk, Spohn und die Stuttgarter, die sich gegenseitig Konkurrenz machten. In Weiler war Weil & Sigloch und in Gerhausen Leube ansässig. Die Rohstoffe wurden von allen in Gerhausen an der Beininger Steige abgebaut. Um die Jahrhundertwende verlagerten sie ihre Aktivitäten meist nach Schelklingen und Allmendingen, da dort die Zementmergel des oberen Weißen Juras in größerer Mächtigkeit anstanden. Das Stuttgarter Immobilien- und Baugeschäft übernahm 1883 die Produktionsstandorte der Firma Leube. Bald errichteten die Stuttgarter Werke in Allmendingen und Ehingen und erwarben die Aktienmehrheit an den Zementfabriken in Münsingen und Marienstein. Im Jahr 1903 gab das Unternehmen seinen Stammsitz in Blaubeuren auf und verlagerte die Produktion in ein neu errichtetes Werk in Schelklingen. Im Jahr 1918 fusionierte das Stuttgarter Immobilien- und Baugeschäft mit den Portland-Cement-Werken Heidelberg und Mannheim zum größten süddeutschen Zementhersteller.
Aufstieg der Stuttgarter Cementfabrik Schelklingen
Nach der Währungsreform 1924 wäre das Schelklinger Werk beinahe auf Dauer stillgelegt worden. Damals war das Werk komplett veraltet, denn man produzierte noch immer mit Ring- und Schachtöfen. Nach jahrelangem Umbau musste es von 1942 bis 1946 stillgelegt werden, um nach zwei weiteren Komplettumbauten zu einem der größten Zementwerke in Deutschland aufzusteigen. Ein weiterer großer Umbau steht bevor. Gegen eine massive Konkurrenz konnte sich das Werk über 115 Jahre behaupten. Von einst 31 Zementfabriken zwischen Ulm und Ehingen, sind heute nur die Firmen HeidelbergCement in Schelklingen und Schwenk in Allmendingen übrig geblieben.
- Der Heidelberger Portländer Beiträge zur Unternehmensgeschichte und Unternehmenskultur, H. 11
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Die Geschichte des Zementwerks Schelklingen
[hrsg. von: HeidelbergCement AG]
Dietmar Cramer, Daniela Hesse – Heidelberg
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Titelfoto: Werksumbau 1929. Kohlenmühle,
Elevator-Transportbühne und drei Zellensilos im Bau.
Entwurf und Realisation: ServiceDesign Werbeagentur GmbH, Heidelberg