Arbeitssicherheit
Unterwegs, wo sich was dreht
Wenn man zum ersten Mal in einem unserer Werke ist, wirkt das oft ganz schön beeindruckend. Da gibt es im Steinbruch schwere Maschinen, deren Räder alleine einen schon um das Doppelte überragen; den Drehrohrofen, in dem Kalkstein bei über 1000 Grad Celsius gebrannt wird, was einen selbst aus sicherer Distanz ordentlich ins Schwitzen bringt; die Mischanlagen, in denen jenseits jeder Bäckerei-Dimension kubikmeterweise Beton gemischt wird, und dazwischen unsere Flotte, die meist grünen LKWs, die unsere Produkte zu ihrem Einsatzort bringen. Schnell wird klar: Hier geht was!
Genau da setzt Arbeitssicherheit an: „Wo gehobelt wird, fallen Späne“, sagt der Volksmund, und das gilt es zu verhindern. Unser übergreifendes Ziel ist es, dass sich niemand bei der Arbeit, durch die Arbeit oder unsere Geschäftsaktivitäten verletzt oder dadurch Schaden nimmt. Das kann man sich so vorstellen: Arbeiten ohne Arbeitsschutz ist wie russisches Roulette spielen.
Arbeiten ohne Arbeitsschutz ist wie russisches Roulette spielen
Bei der Arbeit und natürlich auch im Privatleben - oft reicht ein kurzes Erinnern an die letzte Fahrt auf der Autobahn, um sich das vor Augen zu führen – treten bestimmte Gefährdungen auf. Diese Gefährdungen gilt es zu eliminieren, also dafür zu sorgen, dass sie gar nicht erst auftreten. Falls das nicht möglich ist, sind sie durch Maßnahmen so zu kontrollieren, dass sie nicht zu einer Verletzung oder einem Schaden führen. Im Bild des russischen Roulette gesprochen: Unser Ziel ist es, die Patrone aus der Trommel des Revolvers zu entfernen, bevor es zum Schuss kommt.
Ein wichtiger Punkt ist also auch Prävention – tätig werden, bevor etwas passiert. Um das zu schaffen, müssen wir zum einen wissen, wo sich die Patrone befindet, und zum anderen, wie wir sie wirkungsvoll entfernen können. Hierbei helfen uns beispielsweise Gefährdungsbeurteilungen sowie das Untersuchen und Aufarbeiten von Unfällen und unsicheren Situationen.
Bevor ich zur Abteilung Arbeitssicherheit gewechselt bin, wären mir vermutlich auch genau diese Punkte als Erstes zum Thema Arbeitssicherheit eingefallen. Als Psychologin kannte ich das Thema Gefährdungsbeurteilung, speziell hinsichtlich psychischer Gefährdungen, schon aus dem Studium, und Unfälle zu melden und zu untersuchen – naheliegend. Darüber hinaus waren meine Berührungspunkte mit dem Thema hauptsächlich die regelmäßigen Unterweisungen, mal ein Fahrsicherheitstraining, eine ergonomische Arbeitsplatzberatung; insgesamt eher klassische Themen für Büroleute.
Aber die andere Seite gab es auch: An meinem ersten Arbeitstag hatte ich neben Laptop und Handy auch einen Satz persönlicher Schutzausrüstung bekommen und den Schutzhelm stolz und ganz malerisch in meinem Büro platziert. So hat er mir immer wieder diese große Vielfalt und die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder, die Heidelberg Materials bietet, vor Augen geführt.
Zugegeben, mein Helm hatte damals meistens eine dekorative Funktion. Werksluft haben er und ich eher selten geschnuppert. Aber jede Gelegenheit, Termine an unseren Produktionsstandorten wahrzunehmen, habe ich ergriffen und ihn sehr gerne zu seinem eigentlichen Zweck eingesetzt, draußen vor Ort. Das waren immer spannende Einblicke in eine ganz andere Welt als meinem gewohnten Büroalltag.
Arbeitssicherheit: Job mit Vielseitigkeit
Daher habe ich auch nicht lange gezögert, als sich die Möglichkeit bot, zur Arbeitssicherheit zu wechseln. Einen Job, der die erhoffte Vielseitigkeit bietet, habe ich dabei gefunden - und noch viel mehr.
Zielsetzung meines ersten Projektes war es, das Führungsinstrument „Sicherheitsgespräche“ inklusive Reportingtool deutschlandweit einzuführen. Für mich hieß das: die Vorlage des Konzerns für Deutschland anpassen, ein ganzheitliches Trainingskonzept entwickeln und dann mit meinen Kollegen einmal quer durch Deutschland und gemeinsam alle Führungskräfte hierzu trainieren.
Moderne Arbeitssicherheit – auf den Menschen kommt es an
Moderne Arbeitssicherheitsarbeit hat erkannt, dass Gesetze, Normen, Vorschriften etc. zwar das notwendige Fundament sind, es aber letztendlich auf den Menschen ankommt. Dieser entscheidet in die eine oder andere Richtung und handelt entsprechend, weshalb das Gebiet der verhaltensbasierten Sicherheit in den Fokus gerückt ist. Werkzeuge wie eben die Sicherheitsgespräche, die helfen, das Bewusstsein für Arbeitssicherheit zu schärfen, sodass Menschen auch in Ausnahmesituationen, unter Stress und bei Abweichungen von Regelfällen im Sinne der Sicherheit entscheiden, sind dabei von großer Bedeutung.
Dieses erste Projekt hat mir gezeigt, dass Arbeitssicherheit inhaltlich sehr vielseitig ist, Schnittstellen zu allen Geschäftsbereichen und Funktionen hat und nicht nur Leuten mit technischem Hintergrund spannende Tätigkeiten bietet. Zudem ist kein Training wie das andere, auch wenn der Inhalt gleich ist. Jedes Training lebt von den Fragen, Diskussionspunkten und Ansichten der Teilnehmer, sodass auch ich als Trainerin jedes Mal neue Impulse mitnehme und dazu lerne. Auch hätte ich wohl mit kaum einem Thema so schnell so viele verschiedene Kolleginnen und Kollegen kennen gelernt und nebenbei Deutschland erkundet. Der Vorteil: Nach den Trainings haben mir die Kolleginnen und Kollegen vor Ort oft Geheimtipps zu Sehenswürdigkeiten, schönen Laufstrecken oder guten Restaurants gegeben.
Mittlerweile sind die Sicherheitsgespräche gut etabliert und unser internes Trainingsangebot insgesamt stark ausgebaut. Die Abwechslung und Vielseitigkeit sind darüber aber nicht verloren gegangen, im Gegenteil: Oft bringen Arbeitssicherheitsthemen und –projekte Veränderungen mit sich, die natürlich auch mal auf Widerstände stoßen. Das ist, gerade im Bereich Arbeitssicherheit, aber auch wichtig und gut. Denn letztendlich zielen die Maßnahmen, Aktionen und Projekte darauf ab, unser aller Sicherheit und Gesundheit zu schützen. Da hat man lieber im Vorhinein eine Meinung mehr gehört, eine Perspektive mehr integriert und einen Zweifler mehr überzeugt, der dann dahinter steht und die Sache unterstützt.
COVID-19: Schutz der physischen und psychischen Gesundheit
Auch unvorhergesehene Ereignisse außerhalb des Unternehmens sorgen dafür, dass es spannend und abwechslungsreich bleibt, ganz aktuell die COVID-19-Pandemie. Hierbei haben die Arbeitssicherheitsfunktionen bei Heidelberg Materials eine zentrale Rolle im Krisenmanagement. Wir unterstützen die Standorte bei der Entwicklung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen und reagieren auf aktuelle Bedarfe und Auflagen wie beispielsweise die COVID-19-bezogenen Arbeitsschutzstandards des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. In der aktuellen Situation ist mir ganz persönlich wichtig, dass neben der körperlichen Gesundheit, die mithilfe von vielen Maßnahmen geschützt werden soll, auch die psychische Gesundheit nicht in Vergessenheit gerät.
Was ich darüber hinaus nach wie vor großartig an meiner Tätigkeit finde, sind die vielen unterschiedlichen Menschen, mit denen ich zu tun habe. Zwei Highlights aus den letzten Monaten sind mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben: Zum einen ein länderübergreifendes Arbeitssicherheitstreffen mit Kollegen aus West- und Südeuropa in London. Während des Auslandsstudiums in UK hätte ich mir nicht träumen lassen, mal zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus sieben Ländern einen Blick hinter die Kulissen bei einer Baustelle mitten in der City of London zu werfen und anschließend in voller Schutzausrüstung dem Tower of London einen Besuch abzustatten.
Tag auf Betonpumpe: einfach beeindruckend
Zum anderen habe ich einen Tag lang einen Kollegen auf der Betonpumpe begleitet. Bei der Vorbereitung eines Sicherheitstages hatte ich gemerkt, dass ich kaum weiß, wie der Arbeitsalltag dieser Kollegen aussieht und was die Tätigkeit eigentlich erfordert. Der Tag war sehr eindrücklich – ich hätte nicht gedacht, wie vielseitig das ist und welche verschiedenen Fertigkeiten notwendig sind, um einen guten und sicheren Job zu machen. Nicht nur, dass man Maschine und Produkt sehr gut kennen muss; körperliche Fitness, Konfliktfähigkeit und Sprachkenntnisse zumindest in einer Fremdsprache helfen auf der Baustelle ebenfalls sehr weiter.
Mittlerweile war ich viel in unseren Werken unterwegs und kenne die Anlagen, die mich am Anfang so beeindruckt haben, besser. Trotzdem nutze ich ab und an gerne die Möglichkeit, auf den höchsten Punkt einer Anlage zu steigen, um von dort den Blick schweifen zu lassen. Auch dabei bieten sich jedes Mal neue Perspektiven und Impulse, ähnlich wie in den Trainings. Es lohnt sich!
Werksbesuch bei LithonPlus.
Werksbesichtigung von oben.
Teilnehmerinput aus einem Training.
Im LKW.
Katharina Fischer im Werk London .
Heidelberg Materials
Werk aus der Luft.
Werksbesuch bei LithonPlus.
Werksbesichtigung von oben.
Teilnehmerinput aus einem Training.
Im LKW.
Katharina Fischer im Werk London .
Heidelberg Materials
Werk aus der Luft.